Vom Industrie-Moloch zur Kulturlandschaft – Das Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet hat sich mit viel Fantasie und ungewöhnlichen Lösungen binnen weniger Jahrzehnte ein neues Gesicht gegeben. Eine Umgestaltung der Landschaft im Revier reicht von der Rekultivierung der Emscher, der einstigen Kloake des Ruhrgebiets, über begrünte Halden bis hin zu Erlebnisparks oder Industrie-Museen in architektonisch eindrucksvollen Industrieanlagen. Wie wurde dieser Wandel bewältigt, was waren die architektonischen Probleme und Herausforderungen, wie sahen die Leitideen aus?

Mein Essay

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Valérie Wagner: Der leere Himmel

Selbstverständlich ist uns in unserem eigenen Umfeld so vieles inzwischen nicht mehr: Gesunde, schattenspendende Bäume, Insekten, sie allerdings vermissen wir je nach Art oft nur aus rationalen Erwägungen – und nicht zuletzt: Singvögel, einheimische- und Zugvögel. Gezwitscher, Unbekümmertheit, Anmut verbinden wir mit ihnen, ein wenig Fernweh und den Wunsch zu Fliegen. Letzteren hat sich die Menschheit in Schwärmen erfüllt, mit für das Klima und die echten Vögel fatalen Folgen. Die in Hamburg lebende Fotografin Valérie Wagner hat Vogelformationen am abendlichen Himmel fotografiert, ein wenig gespenstisch muten sie an, als könnten sie nur noch in unseren Träumen vorkommen und wie ein Alptraum erscheint ihr sang- und klangloses Verschwinden. Aufgenommen wurden die Vögel 2018 auf wenig besiedelten „Zufluchtsorten“ wie Helgoland und der Insel Neuwerk im Wattenmeer, sowie in Mecklenburg. Das vierteilige Projekt „Der leere Himmel“ konfrontiert in einem weiteren Werkkomplex die Betrachter dann jäh mit der vollendeten Zukunft: Wir sehen, von der Seite aufgenommen, wehrlos auf dem Rücken liegende Vögel, wie gerade aus dem Leben gerissen, mit schönen, klug blickenden Augen und prächtigem Gefieder. Sie sind ausgestopft und werden zu Lehrzwecken gezeigt. Valérie Wagner hat sie im Centrum für Naturkunde an der Universität Hamburg und im Norddeutschen Vogelmuseum fotografiert. Weiterlesen

Friederike v. Rauch: Monastic

Mariendom Maria, Königin des Friedens


Kloster San Giorgio Maggiore

Wie kaum ein anderer Ort ist die Vorstellung vom klösterlichen Leben für Außenstehende durch innere Bilder von sehr hellen oder sehr dunklen Räumen bestimmt: Sie mögen als Zentrum der Selbstbesinnung und Gottesnähe einen karg ausgestatteten, aber ruhigen und weltabgewandten Zufluchtsort inmitten sorgsam gehegter Natur verheißen. Sie können aber auch, ganz im Gegenteil als Stätte fremdbestimmter, historisch nicht immer frei gewählter, lebenslanger und strenger Entsagung mit einem leisen Schaudern betrachtet werden. Physischen Zutritt gibt es nur zu vom Kloster selbst ausgewählten, freigegebenen Bereichen. Das praktische Interesse am Leben in religiösen Gemeinschaften ist indes sehr verhalten, wie die Schwierigkeiten, Nachwuchs für die Orden zu finden, zeigen. Die Architekturfotografin Friederike von Rauch wählt in ihrer Arbeit einen formalen Zugang, der sich ganz auf Räume und Raumfragmente des Klosterinneren verlegt: Es geht nicht um das Gemeinschaftsleben selbst, um Riten und Andacht, sondern um die tiefe und nach innen gerichtete Konzentration, welche die intensive Erfahrung des Raumes dem Einzelnen abverlangt. Weiterlesen

Vorträge zu Fotografie und Wahrheit

Im Rahmen der Vienna Art Week halten Ruth Horak und ich im Kunst Haus Wien am 20.11.19 Vorträge zum Thema Fotografie und Wahrheit. Die Veranstaltung beginnt um 17:30 Uhr.

Gebaute Wahrheiten, 17:30
PD Dr. Andrea Gnam, HU Berlin und Universität Wien und Mitglied Deutsche Fotografische Akademie

Fotografie ist nicht Wahrheit und Wahrheit nicht Fotografie, dennoch ließen sich drei Wahrheiten wie Bausteine aneinanderfügen: Die Wahrheit der Fotograf*innen in der Reflexion ihrer technischen und sozialen Möglichkeiten sowie die subjektive der Rezipient*innen, die in den Fotos nach einer Art von (Selbst)Erkenntnis suchen. Architekturfotografie ist ein Feld, auf dem diese Fragen immer wieder neu verhandelt werden, der Vortrag stellt klassische und aktuelle Positionen in diesem Kontext vor.

Der Ausschnitt steht der Wahrheit im Weg, 18:00
Ruth Horak, Kunsthistorikerin, Kuratorin und Lehrende für zeitgenössische Fotografie und Fototheorie

Wahrheit und Wirklichkeit werden seit jeher mit der Fotografie verknüpft, und beharrlich – wenn auch nicht verlässlich – ist die Idee, dass eine Fotografie ein Beweis sein und die Wahrheit „ans Licht bringen“ könne. Als Argument werden gern ihre unendlichen Einzelheiten angeführt. Dabei steht ihr eines im Weg: die Tatsache, dass sie stets ein Ausschnitt des Gesamten ist. Der Ausschnitt betrifft Raum und Zeit, er ist Ergebnis eines subjektiven Standpunktes und mitverantwortlich dafür, dass ein Bild bestenfalls Teilwahrheiten für sich beanspruchen kann.

Diskussion, 18:30

Siehe auch die Ankündigung des Kunst Haus Wien.

Aenne Biermann. 60 Fotos

Als Aenne Biermanns schlankes Büchlein mit 60 Fotografien und einigen bereits andernorts ähnlich publizierte Thesen zur Fotografie von Franz Roh im Jahr 1930 im Verlag Klinkhardt & Biermann erschien, hatte, wie Hans Michael Koetzle in einem schönen Essay darlegt, der Verlag Großes vor: Franz Roh wollte gemeinsam mit dem Typografen Jan Tschichold und Mitstreitern eine eigene „Fototek“ herausgeben, die Titel weiterer Bände waren schon angekündigt. Weiterlesen

Stillleben und Industrieanlagen: Fotografie und Kunst der Zwanziger Jahre

Sachlichkeit und Verismus in der Malerei, Fotocollagen und Neues Sehen in der Fotografie – nach der traumatischen Erfahrung des Ersten Weltkriegs und unter den schwierigen Umständen der Weimarer Republik richtet sich der ernüchterte, ja gerne als kalt bezeichnete Blick von Künstler*innen und Autor*innen auf Menschen und ihre Lebensumstände. Das Treiben in den Großstädten, Sexualität, Emanzipation, Gegenstände des täglichen Lebens, Großindustrie und Neues Bauen sind die Themen der Zeit. Das Bucerius Forum in Hamburg setzt Malerei, Grafik und Schwarz-Weiß Fotografie in einen inhaltlichen wie ästhetischen Dialog. Weiterlesen

Vortrag zu Gerhard Vormwalds Architektur-Capriccios

Am 17.05.2019 19 Uhr halte ich im Florian-Waldeck-Saal, im Museum Zeughaus C5 in Mannheim einen Vortrag mit dem Titel “ Verwegene Bauten, Hommage an die Provinz. Vormwalds französische Architektur-Capriccios“.

Der Vortrag wird im Rahmen des Begleitprogramm zur im Zephyr Mannheim stattfindenden Vormwald-Ausstellung gehalten.

Helen Levitt in der Albertina: Mythos der Straße

Geselliges Leben vor der Haustür, das auf einer ins Hochparterre führenden Treppe oder dem Gehweg stattfindet, Schwarze und Weiße, Einwanderer, rauchende, spielende oder wie in einem ausgelassenen Tanz miteinander kämpfende Kinder: Helen Levitts Schwarzweißaufnahmen aus dem New Yorker Harlem der frühen 1940er Jahre haben sich tief ins fotografische Bildgedächtnis eingeschrieben. Auch wenn die Lebensumstände, wie der heruntergekommene Putz auf den lädierten Fassaden im Hintergrund zeigt, denkbar rau sind, scheinen die New Yorker auf Levitts Bildern ungebrochen Selbstbewusstsein zu zelebrieren. Sie sind die zeitenthobenen Götter der Straße, auch dann noch, wenn sie sich den Menschen in Gestalt verarmter Straßengrößen, als Betrunkene oder in Gestalt von mit Halloween-Masken bewehrten Kindern zeigen. Weiterlesen

Farbige Schatten an der Leine einer Tänzerin: Man Ray in Wien

Einprägsam geformte Objekte artifizieller oder natürlicher Herkunft, gerne auch schon etwas in die Jahre gekommen, bilden den Ausgangsstoff traumverlorener Sequenzen im weltenthobenen Kosmos surrealen Schaffens. „Der Vater des Surrealismus war Dada; seine Mutter war eine Passage“ , schrieb Walter Benjamin in den „Pariser Passagen“. Aber noch ein weiterer einflussreicher Dritter stand an der Wiege Gevater: der Kubismus. Man Ray (1890-1976), Surrealist durch und durch, mit Marcel Duchamp und Max Ernst befreundet, arbeitete Zeit seines Lebens daran, die konischen Gebilde, simultan nebeneinander gestellten Perspektiven und Transparenzen der kubistischen Formensprache in surreale Bildideen zu transformieren – eine Ausstellung im „Kunstforum Wien“ zu Man Ray gibt dieser Seite des schwer zu greifenden, in unterschiedlichen Medien experimentierenden Künstlers Raum. Weiterlesen

Wind in Sicht: Windenergie, eine neue Ära wird besichtigt

Ein historisches Schiff mit geblähten Segeln gleitet an einem schmalen, in die Höhe ragenden, strahlend weißen Windrad vorüber, das stolz und frei seine Flügelrotatoren dem Wind entgegen zu recken scheint. Im Bildhintergrund schmiegt sich ein Städtchen mit Kirchturm ans Ufer. Der Himmel ist blau, von kleinen Wolken durchzogen – das Coverbild von Ulrich Mertens Buch „Wind in Sicht“ verbindet Vergangenheit und Zukunft.

Ulrich Mertens hat eine Art Expedition durch Deutschlands Landschaften im Zeichen der Windenergie unternommen, um innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren die neue Ära zu begleiten: Dazu besuchte er Windenergieanlagen quer durch die Republik, baut als Fotograf berufliche Kontakte zum Bundesverband Windenergie auf, zu Anlagenbetreibern und Arbeitskreisen. Weiterlesen