Venedig. Irdische Schönheit: die Serenissima

28Fünf Fotografen reisen in die Lagunenstadt, um für den mare-Verlag einen Band zu Venedig zu realisieren: wie eine Zeitreise aus der stolzen Vergangenheit in die lärmende Gegenwart mutet das Ergebnis an.

In Robert Voits Fotografien, die den Band einleiten, entsteigt Venedig dem Nebel im silbernen Gewand. In warme Brauntöne getaucht und glanzvoll entrückt erscheinen die Prospekte der Kanalstraßen und zu früher und später Stunde erglühen Fenster, Torbögen und Wasser im Licht der aufsteigenden oder untergehenden Sonne. Ein wenig unwirklich, aber von durchaus irdischer Schönheit, überschwänglich und doch reserviert, empfängt die Stadt den Betrachter. Wie Bilder zum Auftakt eines Filmes muten die Aufnahmen des russischen Fotografen Gueorgui Pinkhassov an: Sie sind hoch gestimmt und geheimnisvoll zugleich. Mit Unschärfe, Shilouetten, Mustern, geometrischen Körpern, unbegreiflichen Größenverhältnissen, wogender Bewegung wird gearbeitet. Einmal erschlägt einem fast die Pracht, als glitzernder Christbaumschmuck und reichornamentierter Stuck in einem Palast gegeneinander ausgespielt werden, hier und dort taucht ein tiefdunkles Rot auf und lockt das Auge.
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Gebrochene Liebe – Inge Moraths Österreich

29Inge Morath, die große alte Dame der Fotografie, die mit ihrer Kamera engagierte Zeitgenossenschaft, aber auch Witz und Menschenfreundlichkeit bezeugt, hat ihr Geburtsland Österreich mit der gebrochenen Liebe der Ausgewanderten betrachtet.

Der postum erschienene Fotografieband „Durch Österreich“ zeigt Werke aus den 50er Jahren und einige weitere Schwarzweiß-Fotografien aus späteren Jahrzehnten. Der brüchig gewordene Glanz der einstigen Reichs- und Residenzhauptstadt Wien bildet den architektonischen Rahmen für ihre Stadtansichten, die zugleich Bilder vom Leben der Menschen in der Nachkriegsära sind. Aus der zeitlichen Distanz von fast fünfzig Jahren fällt dem Betrachter dieser Fotografien zuerst das Veralten von Aktualitäten ins Auge: Fassaden, Reklame, Berufe, das bescheidene Leben der Alten, die Lustbarkeiten auf dem Prater – sie alle haben an Vertrautheit verloren und nehmen bereits einen Platz in der Erinnerung ein.
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