Sich ein Bild machen

23Vier Fotografien aus Auschwitz in der französischen Bilddiskussion
Über die Wirkung von Fotografien nachzudenken, die unerträgliche Vorgänge zeigen, führt zu grundsätzlichen, oft mit Vehemenz und Erbitterung ausgetragenen Debatten. Didi-Hubermans Schrift „Bilder trotz allem“, vier Jahre nach der Erstpublikation ins Deutsche übersetzt, gibt einen Einblick in die Auseinandersetzung in Frankreich, die über die ethische Dimension der bildlichen und medialen Darstellung des Holocaust geführt wurde. Der Streit entzündete sich an einem Essay von Didi-Huberman, in welchem er vier Dokumentarfotos aus Auschwitz analysierte und Überlegungen zur Geschichte ihrer Veröffentlichung vortrug.

Fotografien können nur ein verschwindend kleines Bruchstück eines Geschichtsverbrechens bezeugen, einen Moment im Räderwerk der Maschinerie des Grauens der Nachwelt überliefern. Eine genaue fotografiehistorische Einordnung der Dokumente im jeweiligen Einzelfall ist im Umgang mit solchen, wie Didi-Huberman sagt, der Realität „entrissenen Fetzen“ ebenso unerlässlich, wie es grundsätzliche ethische Überlegungen zum Bildgebrauch sind. Welchen Beitrag können Bilder für die Opfer, für die Überlebenden, für die Nachgeborenen leisten, um sich dem Unvorstellbaren in der Trauer und der anthropologischen Reflexion nähern zu können?
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