„Die Welt, die sich dem Auge darbietet, ist eine völlig andere als diejenige, die sich der Kamera zeigt“ schreibt Bernd Stiegler. Aus einer Fülle von literarischen und naturwissenschaftlichen Quellen rekonstruiert er in seiner Habilitationsschrift eine – aus heutiger Sicht eher trivial erscheinende – Einsicht in die medienspezifische Besonderheit der Fotografie, die im 19. Jahrhundert allerdings erst allmählich heranreift.
Vertraute und ferne Lebenswelten dokumentiert das neue Medium nüchtern, scheinbar unbestechlich und mit steigender Geschwindigkeit der Wiedergabe. Die Fotografie konserviert Sichtbares. Sie vermag aber auch, wie die Momentfotografie von Bewegungsabläufen zeigt, bisher unsichtbar Gebliebenes aufzuzeichnen. Stiegler verfolgt die veränderliche Wertschätzung der Fotografie in der wissenschaftlichen und poetologischen Diskussion und die eifersüchtige Auseinandersetzung mit der „Medienkonkurrenz“ in Literatur und Ästhetik. Zwei Linien zeichnen sich in der nicht sehr übersichtlich strukturierten Darstellung des zeitgenössischen Diskurses um die Fotografie ab.
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