Guido Baselgia: Light Fall

In eigener Sache: Im März 2014 erscheint Guido Baselgias Fotobuch „Light Fall“ zu dem ich einen der Begleittexte geschrieben habe. Im folgenden können Sie Auszüge aus der Verlagsankündigung lesen:

Guido Baselgia – Light Fall
Photographs / Fotografien 2006 –2014

Der bekannte Schweizer Fotograf Guido Baselgia realisierte im Laufe mehrerer Jahre ein aussergewöhnliches analog-fotografisches Projekt: Mit seiner Fachkamera fotografierte er in Norwegen, Feuerland, Ecuador und in den Schweizer Alpen Landschaften und Himmel im wechselnden Licht der Gestirne. Baselgias herausragende Schwarz-Weiss-Fotografien, die sich zuweilen bis zur Gegenstandslosigkeit auflösen, zeigen den Lauf der Sonne, die Bahnen der Sterne, aber auch Gebirge, Ebenen und Meere in verschiedenen Stadien der Dämmerung, in der Zeit der Tagundnachtgleiche oder in der Polarnacht. Auf einzigartige Weise werden so irdische Landschaften sichtbar wie auch astronomisch erklärbare Erscheinungen am Himmel – und damit ein Ausschnitt aus der ungeheuren Himmelsmechanik, die auch unseren Globus in Bewegung hält.

Dieser Bildband, der die exquisiten Barytabzüge des Fotografen möglichst originalgetreu zeigt, präsentiert die gesamte, seit 2006 entstandene Werkgruppe, begleitet von Texten der Fotokritikerin und Dozentin Andrea Gnam und der Fotopublizistin Nadine Olonetzky.

Herausgegeben von Nadine Olonetzky
Mit Beiträgen von Andrea Gnam und Nadine Olonetzky
Gestaltet von Hanna Williamson-Koller
Text englisch und deutsch
Gebunden
144 Seiten, 80 Triplex und
35 sw Abbildungen
31 x 30 cm
978-3-85881-420-3
sFr. 99.– | € 87.–
Erscheint im März 2014

Bilder vom Himmel und von der Erde Weiterlesen

Zwischen Anonymität und Heimat. Der fotografische Blick auf die Peripherie

In urbanistischen Diskussionen, die sich der Peripherie zuwenden, bleibt die künstlerische Fotografie marginalisiert. Dabei nimmt gerade sie die Besonderheiten des Gewöhnlichen in den Blick und schult das Auge für die Vielfalt kleiner Fluchten.

Die Mehrzahl der Bewohner einer großen, gar städtebaulich bedeutenden Stadt lebt heute nicht im Zentrum, sondern in Quartieren außerhalb der historischen Altstadt, in denen sich das Leben ganz anders abspielt als inmitten von glanzvoll restaurierten Bauwerken, malerischen Brücken und den Fußgängern zurückgegebenen Plätzen. Früher oder später kommt daher auch für den Städtereisenden, der nicht nur einem klangvollen Namen seine Referenz erweisen will, die Frage auf, wie sich der gewöhnliche Alltag der Stadtbewohner eigentlich gestaltet. Und als tatsächlich authentisch erweist sich dann eben nicht das kaum mehr bezahlbare Wohnen in der Altstadt, sondern das Leben in der Agglomeration, der Vorstadt, der Siedlung oder jener Mischform aus Stadt und Land, die in der Regel von beidem nicht eben das Beste mitgebracht hat.

In den Urbanistikdebatten der letzten 25 Jahre ist viel von „Bildern“ die Rede, inneren Bildern, welche den Bewohnern der Peripherie, die seit der von Thomas Sieverts in den späten Neunziger Jahren vorgenommenen Neubestimmung gerne auch „Zwischenstadt“ genannt wird, zur Selbstversicherung und Autonomie noch immer fehlen würden. Mehr und mehr wird der „Mythos der alten Stadt“ als ein durch Reiseberichte, Literatur und Malerei erzeugtes Sehnsuchtsbild deutlich, das sich von den tatsächlichen, historischen Lebensbedingungen in einer Stadt oder den restaurierten und sanierten Stadtkernen grundlegend unterscheidet. Zu laut, zu engräumig, zu umtriebig, zu stinkend, zu ungesund wären indes die früheren Städte für den heutigen westlichen Verfechter von Urbanität. Thomas Sieverts geht so weit, die Verdichtung von Lebens- und Arbeitssituation in der historischen Stadt mit der Lage in den dicht besiedelten Megatowns unterentwickelter Länder zu vergleichen. Weiterlesen

Vom Acker. Feldforschung: Der Fotoband „The Good Earth“

Zwei weißhaarige Menschen arbeiten auf dem Feld, der Mann hat einen Spaten in die feinkrummige Erde gestochen und schaut konzentriert auf die Hand der Frau, die sich bedenklich nah am Spatenblatt befindet. Sie steht dicht neben ihm, bückt sich mühsam vornüber, um mit der Hand ein durchwurzeltes Pflänzchen, ins Erdreich zu setzen. Mit Schirmmütze und jeansblauem Hemd gibt er den Prototyp eines Individualisten, während ihre Aufmachung in bequemen Schuhen und kurzärmeligem Shirt eher an aktive Freizeitgestaltung in Gemeinschaft denken lässt. Die beiden älteren Herrschaften pflegen indes keinen Garten vor dem eigenen Haus oder eine Parzelle im Schrebergarten, sondern bestellen einen weitläufigen Acker. Anfang und Ende des Feldes kann man auf diesem Foto nicht ausmachen, man kann nur ahnen, wieviel Arbeit noch vor ihnen liegen mag.

Etwas weiter im Buch (Andreas Weinand: The Good Earth, Peperoni Books) sieht man Mann und Frau im Winter: Dieses Mal thront er auf der Sitzschale eines offenen Gefährts, einer Art selbstständig gewordenem Anhänger mit Außenmotor. Dieser scheint Schwierigkeiten zu machen, er stochert am Anlasser, sie versucht das seltsame Vehikel von hinten im Schnee anzuschieben und wirft sich mit bloßen Händen gegen die Seitenbretter. Weiterlesen