Welt-Laboratorium: Neu erfundene Bilder von Julie Monaco

Auf den ersten Blick bewegen wir uns in zwei völlig voneinander getrennten Bereichen, je nachdem ob wir Bilder betrachten oder es mit Zahlen zu tun bekommen:

Schauen wir uns ein Bild an, geraten wir, sofern wir einen vertrauten Bildgegenstand zu erkennen glauben, wie zum Beispiel eine Landschaft oder eine Figur, in eine Welt, die noch ein Stück weit der unseren verhaftet zu sein scheint. Darüber hinaus aber werden wir mit unserer Erinnerung an bereits Gesehenes in imaginäre Erfahrungsbereiche hineingezogen. Dies geschieht auf dem Weg der Formensprache: der Komposition, den Farbabstufungen oder Grauwerten.

© Julie Monaco


Oder aber, wir dringen in das Reich der Zahlen ein, hier spannt sich ein mathematisch bestimmter Raum auf, in dem Axiome und Rechenoperationen definiert sind, in dem aber ebenso wie in der Kunst auch kühne Neuerungen der Anschauung möglich werden. Weiterlesen

Vom Zauber französischer Sujets und anderen Kultur-Vermessungen

Stellen wir uns vor, ein Zauberer berührt mit seinem Zauberstab einen mit tiefschwarzem Samt ausgeschlagenen Zylinderhut. Vor unseren Augen entsteigt eine komplementäre Welt. Gerhard Vormwald gibt sich die Ehre: Es funkelt und glänzt, es zischt, spritzt, kracht und lodert – eine große Galaschau, ein permanentes Silvester im Wirbel der Formen und schon halten farbenfroh auch die Akrobaten und Artisten Einzug: Junge Menschen in bunten Trikots schweben durch die Luft, vollführen waghalsige Sprünge nackt oder korrekt gekleidet, sie spielen Instrumente, sie springen über Fernsehgeräte, Schreibtische und Fahrräder, es scheint jedenfalls ein Riesenspaß zu sein. Weiterlesen

Das Wunder der Individualität

Das Porträt einer ernsthaften, jungen Frau lockt auf der Einladungskarte ins Städel: eine etwas antiquiert wirkende Schöne, heller Teint, dunkle Augen, streng gescheiteltes, braunes, wohl zu einem Dutt gefasstes Haar, die ersten grauen Fäden blitzen hervor, die Lippen sind sorgfältig geschminkt. Sie blickt nachdenklich vor sich hin. Unsere Zeitvorstellungen geraten, so wir nicht gerade Foto- oder Modehistoriker sind, bei ihrem Anblick ins Wanken: Welchem Jahrhundert gehört sie eigentlich an? Die Dame erweist sich als Pariser Comtesse, 1952 von Otto Steinert porträtiert. Zusammen mit zwei in den siebziger Jahren entstandenen Fotografien von Ludwig Windstosser (der mit einem Bild von einer Nonne vor Botticellis Venus und einer Massenszene im Stadion thematisch auf die Becherschule zu zeigen scheint), beschließt ihr Bildnis auf der Zeitachse die Frankfurter Ausstellung. Weiterlesen