Blendende Reduktion, üppige Fülle: North South

27Der Weg vom kargen Norden zur Vegetation des Regenwalds, den der Betrachter von Axel Hüttes neuem Fotografieband „North South“ durchmisst, ist gleich überwältigend in seiner Schönheit wie seiner visuellen Anstrengung.

Zunächst kaum zu fassen vermögen zwei Augen das Gebotene. Die äußerste Reduktion einer aufgeworfenen Schneelandschaft, zart überfrorene Wiesen und filigrane Eis-Ornamente bestimmen die Bilder des hohen Nordens, während in Aufnahmen von südlicheren Gefilden die verschwenderische Üppigkeit einer Natur gefeiert wird, die einen nicht enden wollenden Formen- und Farbenreichtum hervorbringt.

Der erste Teil des Bandes widmet sich Landschaften in Alaska, Island, Norwegen. Eisig, von blendender Helligkeit, die noch den Anflug eines sommerlichen Grün wie eine Offenbarung erscheinen lassen, zeigen diese Bilder eine minimalistische Welt, in der nur das Wesentliche Raum findet. Die Kamera bietet eine fast philosophisch anmutende Reflexion über die unterschiedlichen Zustände des Wassers, vom Fließen zum Erstarren: schneebedeckte Flächen werden neben freiem Wasser gezeigt, das sich als Sturzbach über kantige Felsen ergießt, schließlich das Meer, dessen Gischt vor Kälte zu klirren scheint.
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